Allwetterzoo News
Bei uns in Münster ist immer was los
Zwei Kapverden-Riesengeckos geschlüpft – mögliche Welterstnachzucht

Foto: Allwetterzoo
[Münster, 25.07.2025] Dem Allwetterzoo Münster ist möglicherweise die nächste weltweite Zoo-Erstnachzucht gelungen: Am 23. Juli 2025 schlüpften hinter den Kulissen des Artenschutz Campus zwei Jungtiere des Kapverden-Riesengeckos (Tarentola gigas). Diese Gecko-Art gilt als stark bedroht und wird weltweit nur in zwei zoologischen Einrichtungen gehalten.
„Wir gehen aktuell davon aus, dass wir der erste Zoo weltweit sind, dem eine Nachzucht dieser Art gelungen ist“, erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Artenschutz und Forschung. „Von dem anderen Zoo ist uns bisher keine Nachzucht bekannt – das heißt jedoch nicht, dass sie dort nicht ebenfalls züchten. Klar ist aber: Jede erfolgreiche Nachzucht ist in diesem Fall ein großer Gewinn.“
Selten in Haltung – wichtiger Beitrag zur Arterhaltung
Die Elterntiere stammen aus der Privathaltung von Felix Hulbert, der die Art ebenfalls erfolgreich züchtet. „Die Art ist auch unter Privathaltern extrem selten“, so Wagner. „Umso mehr freut es mich, dass Herr Hulbert unserem Team so sehr vertraut und uns Nachzuchten überlassen hat.“
Diese Zusammenarbeit steht exemplarisch für die erfolgreiche Kooperation zwischen Zoos und Privathaltern im Bereich Artenschutz – eine bewährte Praxis im Allwetterzoo, die sich erneut als zukunftsweisend erwiesen hat.
Extrem kleines Verbreitungsgebiet mit komplexer Bedrohungslage
Tarentola gigas ist endemisch auf den beiden kleinen kapverdischen Inseln Branco und Raso – und selbst dort nicht flächendeckend verbreitet. Das gesamte Verbreitungsgebiet umfasst nur etwa 10 km², was die Art besonders anfällig für Störungen macht.
Neben eingeschleppten Mäusen sind es vor allem menschliche Eingriffe in die Populationen des Kapverden-Sturmtauchers, die dem Gecko indirekt zusetzen. „Die Geckos ernähren sich unter anderem von zerbrochenen Eiern und frisch geschlüpften Jungvögeln dieser Sturmtaucher“, erklärt Wagner. „Wenn der Mensch diese Vogelart durch Jagd oder Störungen dezimiert, verschwindet auch die Hauptnahrungsquelle der Geckos. Auf den kargen Inseln gibt es kaum Alternativen.“
Reservepopulationen als Lebensversicherung für die Zukunft
Die erfolgreiche Nachzucht im Allwetterzoo bietet die Chance, langfristig eine Reservepopulation aufzubauen. Diese kann helfen, das Überleben der Art zu sichern – unabhängig von kurzfristigen Schwankungen oder Störungen im natürlichen Lebensraum.
„Solche Nachzuchten sind unglaublich wertvoll“, betont Wagner. „Sie ermöglichen uns, mehr über diese bedrohte Art zu lernen und eine Lebensversicherung für die Zukunft aufzubauen. Mein Team hat hier erneut eine echte Spitzenleistung gezeigt.“
Großartiger Erfolg: Seltener Leoparden-Nachwuchs im Allwetterzoo Münster geboren

Foto: Markus Hagelstein
[Münster, 23.07.2025] Großartiger Erfolg im Allwetterzoo Münster: Die Leoparden-Katze „Nahla“ hat vor knapp drei Wochen Nachwuchs bekommen. Das Besondere daran ist nicht nur, dass „Nahla“ zu den äußerst seltenen Persischen Leoparden gehört – weltweilt existieren weniger als 1000 Tiere dieser Art –, sondern auch, dass die Trächtigkeit über eine künstliche Besamung entstanden ist.
Das Jungtier ist am 3. Juli in einer Höhle auf der Außenanlage der Leoparden zur Welt gekommen. Am vergangenen Wochenende wurde „Nahla“ erstmals von der Tierpflege dabei beobachtet, wie sie ihren Nachwuchs über die Anlage trug.
Leopardin kümmert sich gut um ihren Nachwuchs
„‚Nahla‘ kümmert sich ganz offensichtlich gut um ihren Nachwuchs und holt sich täglich ihr Futter, es läuft bisher also sehr gut – was wir zwar gehofft, aber nicht unbedingt erwartet haben, da ‚Nahla‘ zum ersten Mal Mutter geworden ist. Gerade bei erstgebärenden Tieren ist das Risiko hoch, dass etwas schiefgeht“, sagt Dr. Imke Wiemann, Zoo-Tierärztin im Allwetterzoo Münster.
Für die vierjährige Leopardin war es bereits die zweite künstliche Besamung. In beiden Fällen stammten die Spermien von einem Männchen, das in einem Zuchtprogramm zur Wiederauswilderung in Russland mit der Hand aufgezogen werden musste und dann der Europäischen Erhaltungszucht zur Verfügung gestellt wurde. Bislang hat sich dieser Kater aber nicht auf natürliche Weise fortgepflanzt. „Dass durch eine künstliche Besamung diese beiden Tiere nun einen Nachkommen haben, ist enorm wichtig für die Zucht und etabliert eine neue Genetik“, sagt Wiemann.
Die Besamung von „Nahla“ ist etwa vier Monate her. Ähnlich wie Hauskatzen werden Raubkatzen rollig und verhalten sich in dieser Zeit auffällig. „Der Zeitpunkt für eine Besamung lässt sich daher ganz gut abpassen“, sagt Wiemann.
Bewährte Methode im Allwetterzoo Münster
Die Samenübertragung fand unter Vollnarkose statt, mit einer im Allwetterzoo zuvor schon erfolgreich erprobten (Goldkatzen) und sehr schonenden Methode, die keine weiteren Eingriffe erforderlich macht. Dass die Besamung erfolgreich war, ließ sich im Nachgang über Hormone aus Kotproben nachweisen.
Um „Nahla“ und ihrem Nachwuchs so viel Ruhe wie möglich geben zu können, ist der hintere Bereich der Leoparden-Anlage bereits seit mehreren Wochen für Besucher*innen abgesperrt. Auch die Tierpflege bewegt sich so wenig die möglich in diesem Bereich und betritt die Anlage nicht. Die erste Untersuchung des Jungtieres wird mit etwa acht Wochen stattfinden. Dann wird der Nachwuchs geimpft und bekommt eine Entwurmung.
Bei Leoparden gibt es diverse Unterarten. Die Persische Unterart wird von der IUCN als stark gefährdet eingestuft und ist nur in vereinzelten Regionen des Kaukasus und einer größeren Population von geschätzten 800 Tieren im Iran zu finden. „Umso wichtiger ist dieses Jungtier, das nun bei uns im Allwetterzoo zur Welt gekommen ist“, sagt Wiemann.
WWF Deutschland unterstützt Arbeit des Allwetterzoo
Unterstützt werden die Artenschutz-Bemühungen des Allwetterzoo um die Leoparden vom WWF Deutschland. In Kooperation mit dem Zoo wurde gemeinsam das „Team Leopard Münster“ ins Leben gerufen. Die Mitglieder unterstützen monatlich den Schutz der bedrohten Tiere.
„Insbesondere in Zeiten des dramatischen Artensterbens sind internationale Erhaltungszuchtprogramme für gefährdete Wildtierarten, wie für den Persischen Leoparden, heute kaum aus dem weltweiten Artenschutz wegzudenken. Sie liefern einen wichtigen Beitrag, dass die durch Verfolgung, Zerstörung und Fragmentierung von Lebensräumen durch den Menschen regional ausgestorbene Arten im Rahmen von nationalen und internationalen Naturschutzstrategien (z. B. durch Wiederansiedlungsvorhaben) ihren Lebensraum wiederbesiedeln können. Gleichzeitig liefern sie essentielle Expertise und Unterstützung für erfolgreiche Artenschutzansätze in den verbliebenen Lebensräumen“, sagt Aurel Heidelberg, Referent Ökoregion Kaukasus.
Welterstnachzucht im Zoo
Drei kritisch bedrohte Geckos geschlüpft
Der Allwetterzoo Münster kann einen besonderen Artenschutzerfolg vermelden: Zum ersten Mal weltweit sind drei Jungtiere der Gecko-Art Bavayia exsuccida in einem Zoo geschlüpft. Die Nachzucht gelang hinter den Kulissen des Artenschutz Campus – und stellt eine bedeutende Premiere in der Zoowelt dar.
„Wir gehen davon aus, dass wir derzeit der einzige Zoo weltweit sind, der diese Art überhaupt hält“, erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung und Artenschutz. „Dass nun die ersten Nachzuchten gelungen sind, ist ein wichtiger Schritt für den Erhalt dieser stark bedrohten Art.“
Schlüsselrolle eines engagierten Privathalters
Ermöglicht wurde dieser Erfolg durch eine enge Zusammenarbeit mit dem engagierten Privathalter Sebastian Frank, der Bavayia exsuccida bereits seit Jahren erfolgreich züchtet. Der Allwetterzoo erhielt die Elterntiere direkt von ihm.
„Ohne die Unterstützung von Herrn Frank wäre diese Nachzucht nicht denkbar gewesen“, betont Wagner. „Er steht exemplarisch für die hochspezialisierten Privathalter, mit denen wir seit über 20 Jahren eng zusammenarbeiten – vor allem bei Schildkröten und Reptilien.“ Diese Partnerschaften sind für Zoos von großer Bedeutung, da die Haltung und Zucht seltener Arten oft spezielles Fachwissen und langjährige Erfahrung erfordern.
Über Bavayia exsuccida: Eine Gecko-Art ohne deutschen Namen
Die Gecko-Art Bavayia exsuccida stammt aus Neukaledonien im südwestlichen Pazifik. Sie ist bislang kaum bekannt, trägt keinen deutschen Trivialnamen und wurde wissenschaftlich erst im Jahr 1998 beschrieben. Umso bedeutsamer ist ihre erfolgreiche Nachzucht in menschlicher Obhut.
„Für mich hat diese Art auch eine persönliche Bedeutung“, so Wagner. „Sie wurde von einem meiner Doktorväter beschrieben – umso mehr freut es mich, dass wir nun zur Erhaltung dieser Spezies beitragen können.“
Bedrohter Lebensraum auf weniger als zehn Quadratkilometern
Die natürlichen Lebensbedingungen von Bavayia exsuccida sind dramatisch eingeschränkt. Die Art kommt nur in einem weniger als 10 km² großen Gebiet in Neukaledonien vor – ohne offiziellen Schutzstatus. Der verbliebene Lebensraum wird durch zahlreiche Faktoren bedroht: Waldbrände, invasive Tierarten wie verwilderte Hauskatzen, Ameisen und Hirsche sowie zunehmende Zerstörung durch menschliche Einflüsse.
Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft die Art daher als „kritisch von der Ausrottung bedroht“ ein. Eine Rückkehr in die Natur wäre aktuell nicht sinnvoll, da die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wiederansiedlung fehlen.
Ex-situ Artenschutz: Reservepopulationen als Lebensversicherung
Der Aufbau sogenannter ex-situ Populationen – also die Erhaltung von Arten außerhalb ihres natürlichen Lebensraums – wird in der internationalen Artenschutzarbeit immer wichtiger. „Die Zucht im Zoo kann in solchen Fällen helfen, eine Art langfristig zu sichern und bei geeigneten Bedingungen zur Wiederansiedlung beitragen“, erklärt Wagner.
Dabei sei Auswilderung nicht das einzige Ziel: „Die IUCN hat klare Richtlinien und mehrere Zielsetzungen für Erhaltungszuchtprogramme formuliert. Oft geht es auch darum, genetische Vielfalt zu erhalten und das vollständige Aussterben einer Art zu verhindern.“
Teamarbeit im Artenschutz Campus
Der Erfolg der Gecko-Nachzucht ist auch ein Verdienst des Teams im Artenschutz Campus des Allwetterzoos. Mit fachlicher Expertise, großem Engagement und einem Netzwerk aus Wissenschaft und Privathaltung gelingen hier regelmäßig wichtige Beiträge zum globalen Artenschutz.
„Ich bin stolz auf mein Team, das diese Zoo-Welterstnachzucht möglich gemacht hat“, so Wagner abschließend. „Solche Erfolge zeigen, wie viel erreicht werden kann, wenn Zoo, Wissenschaft und engagierte Einzelpersonen Hand in Hand arbeiten.“
Ansprechpartnerin
Swende Stratmann
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