Nur eine Art?

Der Hardun, eine Agame (Echse) mit dem schönen Namen Stellagama stellio, lebt international, denn er kommt auf drei Kontinenten (Europa, Asien und Afrika) vor. Er besiedelt den östlichen Mittelmeerraum, eine Region, die auch schon sehr lange vom Menschen bewohnt wird und Hochkulturen hervorgebracht hat. Der Hardun unterscheidet sich in den jeweiligen Regionen, so dass im vergangenen Jahrhundert zahlreiche Unterarten beschrieben wurden. Was bisher nicht untersucht wurde war, ob es sich beim Hardun wirklich nur um eine Art handelt und ob manche Populationen auf menschliche Verschleppungen in der Ägäis vor langer Zeit zurück gehen.

Eine erste genetische Studie der Art hat jetzt genau das untersucht. Und die Ergebnisse sind deutlich: alle bekannten Unterarten sind genetisch fixiert. Darüber hinaus haben sich im Übergang vom Plio- zum Pleistozän drei evolutionäre Linien aufspalteten. Der Hardun ist also nicht eine, sondern drei Arten. Eine umfasst die griechischen und türkischen Populationen, eine die Populationen des Nahen Ostens und Afrikas und die dritte ist auf Zypern endemisch.

Die Ergebnisse deuten aber auch darauf hin, dass der Mensch eine Rolle bei den heutigen Verbreitungsmustern der Arten gespielt hat, da einige Populationen nur mit frühen Verschleppungen über den in der Region schon lange zurück reichenden Schiffsverkehr zu erklären sind. Was die Studie aber auch zeigt ist, dass es in der Ägäis, in Anatolien und der Levante glaziale Refugien gegeben hat, die heute Hotspots der Artenvielfalt sind.

Die Auswirkungen betreffen dann auch den Allwetterzoo direkt, denn der dort gehaltene Hardun wechselt seinen wissenschaftlichen Namen und heißt nun Stellagama vulgaris picea.

Ko-Autor der Studie ist der Agamen-Spezialist Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung & Artenschutz am Allwetterzoo und auch selbst von der Studie „betroffen“. „Ich habe damals die Gattung Stellagama beschrieben, um die Hardune von anderen Agamen abzugrenzen. In die Studie wird aber noch der alte Name Laudakia verwendet, weil ich mich nicht gegen meine Ko-Autoren „durchsetzen“ konnte. Das zeigt auch recht schön, dass Wissenschaft durchaus den Dissens lebt und man dennoch zusammen Studien durchführt“, sagt Wagner.

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