Viel mehr als die erfolgreiche Wiederauswilderung eines Gibbons

Als der weibliche Kappengibbon Alina aus dem illegalen Handel gerettet wurde, hatte sie bereits den größten Teil ihres Lebens in Gefangenschaft gelebt. Sie „einfach“ wieder auszuwildern, das war unseren Experten zu heikel. Sie hatten die nicht unberechtigte Sorge, dass ihr die Fähigkeiten fehlen, auf sich gestellt im Wald zu überleben. Aber es gab Hoffnung…

„Zum Ende des Jahres 2021 kam regelmäßig Besuch ins Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB), der immer gezielt Alina aufsuchte“, erinnert sich Dr. Philipp Wagner, Leiter des Artenschutzzentrums vom Allwetterzoo Münster. „Es handelte sich dabei um einen männlichen Kappengibbon (Hylobates pileatus).“ Über die Monate hatten die beiden durch (oder Trotz) Gehege eine starke Bindung aufbauen können. Das Team vom ACCB konnte sie immer wieder dabei beobachten, wie sie sich gegenseitig das Fell pflegten, Essen teilten und gemeinsam Duette sangen.

Erste Schritte

Diese Beobachtungen hatten die Artenschützer hoffen lassen, dass Alina vielleicht noch mehr von ihrem wilden Verehrer lernen könnte und eine Auswilderung am Ende dennoch wieder möglich sei. Entsprechend viel wurde geplant und diskutiert, was getan werden müsste, um das Überleben von Alina zu sichern.

„Das Resultat der Gespräche war, dass die Tür des Geheges zum umliegenden Wald geöffnet wurde“, erinnert sich Wagner. „Es stand Alina damit frei, aus eigenem Antrieb zu kommen und zu gehen, wie es ihr beliebt.

Langsam zurück in die Natur

In den ersten Wochen hielt sie sich dabei in ihrem alten Gehege auf, wo sie sich scheinbar am wohlsten fühlte. Doch mit der Zeit wurde sie vom Team des ACCB dabei beobachtet, wie sie dem wilden Männchen immer häufiger in den Wald folgte – und nicht nur das. Sie ernährt sich von dem, was der Wald für sie bereithält, Blätter und Wildfrüchte. Aber das Team des ACCB hat auch weiterhin zusätzlich Nahrung für sie bereitgehalten. Doch die Intervalle, in denen Alina zurück zum ACCB kam wurden immer größer.

In den vergangenen zwei Jahren hat sich Alina an das Leben im Nationalpark gewöhnt. Das Pärchen konnte aber weiterhin im Blätterdach des ACCB beobachten und insbesondere gehört werden. Denn ihre melodischen Paargesänge sind über weiter Strecken aus dem inneren des Nationalparks bis ins ACCB zu hören.

Der erste wilde Nachwuchs

Im Dezember 2023 gab es dann erste Anzeichen dafür, dass Alina schwanger ist. „Und die Zeichen wurden vom Team des Artenschutzzentrums richtig gedeutet“, sagt Philipp Wagner. „Vor rund zwei Wochen hat sie jetzt ihren ersten Nachwuchs zur Welt gebracht.

Über diesen Erfolg freuen sich alle Teammitglieder des Allwetterzoos sehr. Egal ob vor Ort in Kambodscha oder im Allwetterzoo Münster. Doch die der Kurator für Artenschutz und Forschung im Allwetterzoo Münster sowie die Verantwortlichen in Kambodscha blicken auch mit einigen Sorgen auf die Ereignisse, stehen die wirklichen Herausforderungen Alina noch bevor.

Auch weiterhin Begleitung durch Artenschutz-Team

Jungtiere des Kappengibbons bleiben in der Regel bis zu einem Alter von zwei Jahren bei der Mutter und bis zu ihrer Geschlechtsreife im Alter von fünf bis acht Jahren auch in der Familiengruppe. Kurator Wagner: „In diesen Jahren lernen sie viel von ihren Eltern, vor allem auch die Aufzucht von Jungen. Das alles kennt Alina aber selbst nicht, was bedeutet, dass sie instinktiv das Jungtier großziehen muss.“ Daher wird das Team des Artenschutzzentrums des Allwetterzoos drei weiterhin beobachten, in den nächsten Jahren begleiten und Futter anbieten.

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Foto: Stephanie Jessen | ACCB

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