Artenschutzbemühungen sind auf einem guten Weg

Cuora picturata im Internationalen Zentrum für Schildkrötenschutz des Allwetterzoos. Foto: Christian Langner, Allwetterzoo.

In einer jüngst veröffentlichten Studie wurde der Artstatus der drei Scharnierschildkröten Cuora galbinifrons, Cuora bourreti und Cuora picturata untersucht. Für die Studie wurden insgesamt über 300 Tiere genetisch analysiert. Ziel der Untersuchungen war es festzustellen, ob es sich um reine Arten handelt oder ob es Hybridisierungen zwischen den Arten gibt. Besonders wichtig sind die Ergebnisse dabei auch für die Erhaltungszucht im Internationalen Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS) des Allwetterzoos.

Die in Asien vorkommenden Scharnierschildkröten der Gattung Cuora gehören zu den am stärksten bedrohten Arten der Welt. Fast alle Vertreter stehen kurz vor der Ausrottung. So ist es keine Überraschung, dass sich einige unter den „Top Ten“ der am meisten bedrohten Schildkrötenarten der Welt befinden.

Der Allwetterzoo hat seit 20 Jahren einen Schwerpunkt auf die Erhaltungszucht dieser Arten gelegt und züchtet sie mit großem Erfolg in seinem Internationalen Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS). Die drei Vertreter Cuora galbinifrons, Cuora bourreti und Cuora picturata galten dabei lange Zeit als eine Art und werden erst seit wenigen Jahren als drei eigene Arten angesehen. Trotz früherer Studien blieben die phylogenetischen Beziehungen und Artgrenzen dieses Komplexes aber umstritten, vor allem weil Unstimmigkeiten zwischen mitochondrialen und nuklearen Genen beobachtet wurden und sich so kein eindeutiges Bild ergeben hat.

Eindeutige Ergebnisse

Bei der neuen Studie, unter Beteiligung des Allwetterzoos, wurden nun 394 morphologisch identifizierte Exemplare der Arten genetisch untersucht. Die untersuchten Tiere stammen vor allem aus den Erhaltungszuchten in Europa und den USA. „Das zeigt eindrücklich wie wichtig diese Erhaltungszuchten nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für die Biodiversitätsforschung sind. Denn in der Natur würde es Jahrzehnte benötigen, um Proben von so seltenen Arten zu bekommen“, betont Dr. Philipp Wagner vom Allwetterzoo und Ko-Autor der Studie.

Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig. Es handelt sich um drei verschiedene Arten, die kaum hybridisieren. Die nur schwache Hybridisierung kann aber darauf zurückzuführen sein, dass keine Tiere aus der natürlichen Kontaktzone der Arten untersucht werden konnten. „Für uns sind die Ergebnisse aber äußerst wichtig, denn sie beeinflussen ja auch unsere Aktivitäten im Artenschutz“, erklärt Wagner. „Der Allwetterzoo führt das Erhaltungszuchtprogramm der EAZA, also das EEP, für diese drei Arten. Und da macht es natürlich einen deutlichen Unterschied, ob von drei verschiedenen oder nur einer Art gesprochen wird.“ Und auch die Tatsache, dass in den Erhaltungszuchten nur wenige Hybride gefunden wurden, ist ein gutes Zeichen für uns, das IZS sowie die vielen engagierten Privatzüchter die ebenfalls maßgeblich an der Erhaltung der Arten beteiligt sind. Denn somit müssen nur wenige Exemplare aus der Zucht genommen werden.

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Zitat der Studie: Ihlow, F., Spitzweg, C., Vamberger, M., Augustine, L., Hagen, C., Davis, A., Leprince, B., Wagner, P., Pham Van, T. & U. Fritz (2023): Molecular differentiation and conservation of the Indochinese box turtles Cuora galbinifrons, Cuora bourreti, and Cuora picturata. – Salamandra 59(4): 336–346.

Link zur Studie: https://www.salamandra-journal.com/index.php/home/contents/2023-vol-59/2134-ihlow-f-c-spitzweg-m-vamberger-l-augustine-c-hagen-a-davis-b-leprince-p-wagner-pham-v-t-u-fritz