Erfolgsgeschichte aus dem Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB)

Im Mai 2023 wurde ein junger Lappengeier (Sarcogyps calvus) ins ACCB, dem kambodschanischen Artenschutzzentrum des Allwetterzoo Münsters, gebracht. Das Tier hatte, als es gefunden wurde, mehrere Verletzungen. Wo diese herkommen, konnte allerdings nie abschließend geklärt werden. Allerdings stellten diese multiplen Verletzungen das Team des ACCBs vor zahlreiche Herausforderungen, die es aber erfolgreich meistern konnte.

Am Ende konnte mit Beginn des Jahres 2024 der jungen Geier wieder in seinen natürlichen Lebensraum entlassen werden. Dafür haben sich die Verantwortlichen des Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) ein sicheres Schutzgebiet ausgesucht.

Wiederansiedlung und Datensammlung

Der Geier ist vor der Entlassung in die Wildnis mit einem GPS/GSM-Sender ausgestattet worden. Foto: Rising Phoenix

Die Wiederansiedlung wurde durch die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Rising Phoenix und dem PDoE von Stung Treng (Umweltministerium) ermöglicht.

Vor der Freilassung verbrachte der Geier mehrere Wochen in einer so genannten Soft Release Anlage, einem Gehege am Freilassungsort, um sich mit seiner Umgebung vertraut zu machen. Ausgewildert wurde er dann an einem Geierrestaurant, damit er direkt Anschluss zu anderen Tieren findet. Dank der Unterstützung von Rising Phoenix ist der Geier außerdem mit einem GPS/GSM-Sender ausgestattet. Dieser Sender ermöglicht die Überwachung nach der Auswilderung und sammelt wertvolle Daten über das Verhalten und die Ökologie der Art. Solche Informationen sind für den Artenschutz unerlässlich. Die Rettung, Rehabilitation und Freilassung dieses Geiers zeigt die Bedeutung der gemeinsamen Bemühungen von Naturschutzorganisationen in Kambodscha zum Schutz der vielfältigen Artenvielfalt des Landes.

Erfolgreiche Teamarbeit

Die Rettung dieses Tieres ist der guten und erfolgreichen Zusammenarbeit verschiedener Mitglieder der Kambodscha-Geier-Arbeitsgruppe (Cambodia Vulture Working Group; CVWG) zu verdanken. Zu der Gruppe gehören neben dem kambodschanischen Artenschutzzentrum des Allwetterzoos (ACCB) auch NatureLife Kambodscha, WWF-Kambodscha sowie das Umweltministerium von Mondulkiri (PDoE).

Der Lappengeier - weltweit als vom Aussterben bedroht

Lappengeier zählen zu den Altweltgeiern. Foto: Rising Phoenix

Lappengeier sind mittelgroße und recht kräftig gebaute Altweltgeier. In Indochina war die Art früher weit verbreitet und meist häufig, in den letzten Jahrzehnten ging der Bestand dort jedoch stark zurück und auch das Verbreitungsgebiet schrumpfte erheblich. Da in Indochina nach wie vor großflächig für die Art geeignete Habitate vorhanden sind, wird der Rückgang dort vor allem auf die Abnahme wildlebender großer Säuger und verbesserte Haltungsbedingungen für Haustiere zurückgeführt, beides hat zu einem stark verminderten Angebot an Aas geführt. Heute wird der Bestand in Indochina auf nur noch wenige Hundert Individuen geschätzt.

Diclofenac hat Bestand reduziert

Lappengeier gehören nach Listung der IUCN zu den vom Aussterben bedrohren Arten. Foto: Rising Phoenix

Etwa ab dem Jahr 1999 erlitt die Art auf dem indischen Subkontinent einen katastrophalen Bestandszusammenbruch, in Indien nahm der Bestand zwischen 2000 und 2003 um 94 % Prozent ab. Als Hauptursache dieses Bestandszusammenbruches gilt die weit verbreitete Anwendung des Entzündungshemmers Diclofenac zur Behandlung von Verletzungen und Infektionen bei Hausrindern und Wasserbüffeln; Diclofenac ist für Lappengeier ebenso wie für die Altweltgeier der Gattung Gyps hochgiftig. Die indische Regierung hat ein Gesetz zum Verbot der Herstellung von Diclofenac für tiermedizinische Zwecke erlassen, dieses Gesetz sah einen Verwendungsstop bis Ende 2005 vor. Im Jahr 2007 war Diclofenac in Indien jedoch immer noch weiträumig in Gebrauch und dies wird nach Einschätzung der IUCN wahrscheinlich auch noch einige Jahre so bleiben. Auch Nepal und Pakistan haben Regelungen zum Verbot der Herstellung und des Imports von Diclofenac verabschiedet.

Aufgrund der extrem negativen Bestandsentwicklung und des kleinen verbliebenen Weltbestandes von wahrscheinlich 2.500 bis 10.000 Exemplaren, stuft die IUCN die Art weltweit als vom Aussterben bedroht ("critically endangered") ein.

Auch auf Initiative des ACCB wurde Diclofenac in Kambodscha gebannt und darf nicht gehandelt werden.

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Foto: Stephanie Jessen | ACCB

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