Biologe vom Allwetterzoo Münster beschreibt eine neue Echsenart
Agamen sind eine der erfolgreichsten Echsengruppen in den Trockengebieten Afrikas. Sie kommen als Kulturfolger auch mitten in Städten und Hotelanlagen vor.
Die Art zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Individuen eine sehr bunte Farbgebung haben kann. Diese spielt auch bei der Bestimmung der jeweiligen Arten eine signifikante Rolle. Eine Gruppe, die Blaukehlagamen der Gattung Acanthocercus, sind sogar nach ihrer Färbung benannt worden. Sie leben hauptsächlich auf Bäumen und Kommen vorwiegend im östlichen und südlichen Afrika vor. Alle Arten eint, das es die Männchen sind, die bunt gefärbt und mit ihren blauen Köpfen leicht erkennbar sind. Die Weibchen sind dagegen eher unscheinbar und gut an ihre Umgebung getarnt.
„Als wir uns die Gattung vor ein paar Jahren genauer angeschaut haben, ist uns aufgefallen, dass die Tiere in Angola und Namibia etwas anders aussehen“, sagt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung & Artenschutz im Allwetterzoo Münster. Er ist Erstautor der Studie der neuen Art Acanthocercus margaritae. „Wir hatten sie provisorisch einer bereits bekannten Art zugeordnet. Die genaueren Untersuchungen haben aber gezeigt, dass es sich um eine neue Art handelt.“
Für die Untersuchung wurden über 100 Individuen genetisch und morphologisch miteinander verglichen. „Wer sich vorstellt, dass Wissenschaftler einfach in ein Land reisen und dort eine neue Art finden, den muss ich leider enttäuschen“, sagt Wagner. „Neue Arten, vor allem aber die Arten, die für den Vergleich benötigt werden, finden sich vor allem in naturwissenschaftlichen Sammlungen.“ Die Forscher reisen also in erster Linie zu den jeweiligen Naturkundemuseen, in diesem Fall zum Beispiel nach Bonn ans Museum Koenig oder nach Harvard (USA) in das dortige Museum of Comparative Zoology. „In Namibia oder Angola, wo die neue Art in der Natur vorkommt, bin ich selbst leider noch nie gewesen“, so Wagner.
Obwohl der Mensch fast jeden Quadratkilometer der Erde besiedelt hat, sind viele Arten noch unbekannt. Jährlich werden neue Kleinsäuger, Fische, Amphibien, Reptilien und zahlreiche Wirbellose beschrieben. Das Problem dabei ist, das es sich hier um einen Wettlauf mit der Zeit handelt. So verschwinden Arten von unserem Planeten und sterben aus. Aber auch Wissenschaftler, die sich mit der Artenvielfalt beschäftigen und Arten voneinander unterscheiden beziehungsweise sie neu bestimmen und zuordnen können, gibt es immer weniger. „Eine neue Art zu beschreiben ist immer etwas Besonderes. Aber es ist auch eine Fleißarbeit und findet meist wenig Beachtung in der Wissenschaftsszene“, führt Wagner aus. Dennoch brauche es diese Experten, „denn wir können nur schützen, was wir auch kennen.“ Und dass diese Wissenschaft keine ungefährliche ist, zeigt auch die Benennung der Art. „Benannt haben wir die Art nach einer griechischen Kollegin, Margarita Metallinou, die in Sambia, kurz vor einer gemeinsamen Expedition, von einem Elefanten getötet wurde.“
Aktuell befindet sich der Planet mitten in einem der Größten, wenn nicht dem größten Artensterben der Erdgeschichte, sind sich viele Wissenschaftler einig. Zoos bekommen in diesem Kontext eine besondere Rolle zugewiesen. Sie sind immer häufiger außeruniversitäre Forschungsstandorte an denen nicht nur über die Zootiere geforscht und gelehrt wird, sondern eigene Forschung auch in Themenbereichen stattfindet, in denen sich Zoos engagieren. „Gerade im Artenschutz wird Forschung immer wichtiger. Wenn wir als Allwetterzoo Münster die Artenvielfalt bewahren wollen, und dafür stehen moderne Zoos, dann müssen wir uns hier auch in der Forschung engagieren“, sagt Wagner.