Drei Küken für den Artenschutz

Zuchterfolg für den vom Aussterben bedrohten Weißschulteribis

Im vergangenen Jahr freute sich das Team des kambodschanischen Artenschutzzentrums vom Allwetterzoo Münster über eine ganz besondere Nachzucht. Denn Weißschulteribisse waren im April 2023 geschlüpft. „Ganz sicher sind wir uns bis heute noch nicht, aber es kann sehr gut sein, dass uns die Welterstnachzucht gelungen ist. Lediglich in Thailand hat es vielleicht schon einmal Nachzuchten gegeben“, so Dr. Philipp Wagner, Kurator für Artenschutz & Forschung am Allwetterzoo in Münster. „Viel wichtiger als eine mögliche Weltpremiere war dabei aber die Gewissheit, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Und genau diese Gewissheit wurde in diesem Jahr erneut bestätigt.

 

Das Team des Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB), so der Name des Artenschutzzentrums, freut sich im März 2024, dass die Population im ACCB nicht nur wieder erfolgreich brütete. Erstmals hat ein Paar dabei auch zwei Küken erfolgreich ausgebrütet und aufgezogen; eine Premiere für diese Art in der Haltung!

Zuchtgruppe ist einzigartig

Foto: ACCB | Bethany Bradbury

Die insgesamt drei Küken geben Hoffnung für den Aufbau einer Reservepopulation in der Haltung, mit der man die Populationen im natürlichen Lebensraum stärken kann. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da man davon ausgeht, dass in Kambodscha 87–95 % der gesamten Weltpopulation des Weißschulteribis beheimatet ist. Insgesamt gehört der Weißschulteribis (Pseudibis davisoni) zu den am meisten bedrohten Vogelarten der Welt. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft ihn als kritisch vom Aussterben bedroht ein. Die so genannte Edge-List führt ihn sogar als Nummer 16 der am stärksten bedrohten Vögel weltweit. Im Jahr 2022 betrug die geschätzte Mindestpopulation der Art 792 Individuen – Tendenz stark sinkend.

 

Hauptvorkommen in Kambodscha

 

Der stehend bis zu 85 cm große Weißschulteribis ist dunkel gefärbt und trägt einen unverwechselbaren blassen Kragen zur Schau. Diese Charakteristik hat ihm auch zu seinem Namen verholfen. Typischerweise fühlt er sich in Feuchtgebieten und auf Grasland sowie in Laubwäldern wohl. Er ernährt sich weitgehend von Amphibien und kleinen Wirbellosen sowie auch anderen Kleinlebewesen. Das Hauptvorkommen dieser Tiere liegt dabei in Kambodscha.

 

Als Artenschutzzentrum hält das ACCB rund 1000 Tiere. Über 90 % der gehaltenen Arten sind mindestens bedroht, viele von der IUCN als kritisch bedroht eingestuft. Darunter auch die Zuchtgruppe der Weißschulteribisse – die einzige in menschlicher Obhut. „Der Weißschulteribis gehört schon seit Jahren zu den Tieren, die wir besonders im Fokus haben. Das ACCB beteiligt sich am Monitoring dieser Art und hat eine eigene Zuchtgruppe aufgebaut“, erklärt Wagner.

Bedrohungen nehmen immer stärker zu

Foto: ACCB | Bethany Bradbury

Alle Tiere der Gruppe stammen aus illegalen Haltungen oder wurden verletzt aufgefunden. Um Informationen über die Haltung zu sammeln, mit dem Ziel die Art zu züchten, wurden die Tiere nicht wieder ausgewildert, sondern verblieben im ACCB. „Da das Wissen über die Haltung und die Zucht kaum existent ist, betreibt das Team in Kambodscha auch wichtige Forschungsarbeit. So wussten wir Anfangs zum Beispiel nicht, ob die Tiere in Kolonien oder einzeln brüten. Aus diesem Grund haben wir ein spezielles Gehege gebaut, in dem beides möglich ist. Und da wir unsicher waren, ob das Gehege gut angenommen wird, haben wir das Verhalten der Vögel im Gehege durch einen Wissenschaftler beobachten und bewerten lassen. Die hier gewonnen Erkenntnisse fließen dann auch in unsere Artenschutzbemühungen ein“, führt Wagner weiter aus.

 

Nur ein Baustein zum Arterhalt

 

Ziel des ACCB war es immer einen gesunden Bestand in der Haltung aufzubauen, um damit die Populationen in Kambodscha zu stützen. Denn hier nehmen die Bedrohungen immer stärker zu. Die Lebensräume des Weißschulteribis werden zu Reisfeldern, er wird aktiv bejagt und die zunehmende Trockenheit machen ihm zusätzlich zu schaffen. „Die Zucht ist also nur ein Baustein zum Erhalt der Art. Wir kommen um den Schutz des Lebensraumes nicht herum. Ein gutes Beispiel hierfür ist das "Ibis Rice Projekts'", bei dem die Bauern sich verpflichten den Reis Ibis-freundlich anzubauen und nicht mehr jagen zu gehen. Dafür bekommen sie für ihre Produkte einen höheren Preis“, erklärt Wagner. In Deutschland wird der Ibis-freundliche „Davert Jasmin Reis“ von der Firma Midsona Deutschland GmbH.

 

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Foto: Stephanie Jessen | ACCB

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