Es gibt Nachwuchs bei dem akut vom Aussterben bedrohten San-Martin-Fransenlaubfrosch. Für den Allwetterzoo Münster ist das die erste erfolgreiche Nachzucht dieser seltenen Tierart.

Ganz besondere Kaulquappen: Seltener Nachwuchs im Allwetterzoo Münster

Sie sind nur schwer zu entdecken, die San-Martin-Fransenlaubfrösche im Allwetterzoo Münster. Charakteristisch für diese Amphibien ist ein ausgefranster Hautsaum an Armen und Beinen. Dadurch sind sie sehr gut getarnt und nur schwer zu entdecken. Dabei handelt es sich bei dieser Fransenlaubfroschart um eine recht stattliche Froschart. Sie kann eine Größe von bis zu 9 Zentimeter erreichen. Diese Angabe gilt sowohl für Weibchen als auch für Männchen, wobei letztere oft eine stärkere Armmuskulatur aufweisen.

Baumbewohnende Frösche

Aber es gibt noch mehr, was diese Amphibie zu etwas besonderem macht. „Dazu gehört die spezielle Hautstruktur mit den namensgebenden Fransen und die aktive Brutpflege diese Froschart zu einer einzigartigen und faszinierenden Art“, fasst Kristina Theobald, Bereichsleiterin des Artenschutzcampus im Allwetterzoo Münster, die besonderen Merkmale zusammen.

Diese Frösche sind Baumbewohner. Hier wird auch der Nachwuchs großgezogen. Das Weibchen legt dabei die befruchteten Eier hoch oben in den Bäumen in kleine, vom Regen geschaffene „Gewässer“. Dabei handelt es sich um Baumhölengewässer (Dendrotelmen),  Regenwasseransammlungen in ausgehöhlten Baumstämmen und dicken Ästen“. Kristina Theobald weiß aber noch eine weitere Besonderheit dieser Amphibien: „Das Besondere ist, dass das Weibchen die Larven regelmäßig mit eigenen, in der Regel unbefruchteten Eiern füttert. Wir waren in der Lage ein Foto davon zu machen. Hier ist sehr deutlich zu sehen, dass diese Form der Larvennahrung gut angenommen wird.“

 Beide Geschlechter kümmern sich um Nachwuchs

Nicht nur das Weibchen kümmert sich um den Nachwuchs. Das Männchen bleibt ständig bei Eiern und Larven, allgemein auch Kaulquappen genannt, und verteidigt diese auch. Das geschieht durch Beißen und Klammern.

Der San-Martin-Fransenlaubfrosch ist bisher nur aus einem kleinen Gebiet bekannt. „Das liegt an den Hängen des mexikanischen Vulkans San Martin“, sagt Christian Langner über die Herkunft der Frösche. Er ist im Artenschutzcampus tätig und damit auch für die Fransenlaubfrösche zuständig. Die Fundorte der baumbewohnenden Frösche lägen dabei ausschließlich in Bergnebelwäldern in Höhenlagen zwischen 500 und 1180 Metern über dem Meeresspiegel, wie er erklärt.

 Extrem hohes Risiko, in nächster Zeit auszusterben

Die Bestände im Freiland sind mehr und mehr durch Lebensraumverlust aufgrund intensiver Landwirtschaft und der damit einhergehenden Rodung der letzten Nebelwälder bedroht. Das diese Art nur in einem ohnehin sehr kleinen Verbreitungsgebiet vorkommt, gefährdet die Art zusätzlich. In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN wird der San-Martin-Fransenlaubfrosch als Critically Endangered (CR), vom Aussterben bedroht, eingestuft. Damit unterliegt diese Art einem extrem hohen Risiko, in nächster Zeit auszusterben. Und das obwohl man die genauen Populationsgrößen in der Natur gar nicht kennt, denn bisher wurden kaum Individuen dieser Art dort gefunden, da sie so versteckt leben. „Als Zoo haben wir deshalb nicht nur den Auftrag, die Art durch Nachzuchten zu erhalten. Bei dieser, wie auch bei vielen anderen bedrohten Arten im Allwetterzoo, ist es auch unserer Aufgabe darauf hinzuweisen, was mit ihren Lebensräumen geschieht und wie wir diese schützen können“, wirbt das Team des Artenschutzcampus für einen Besuch im Allwetterzoo Münster, nicht nur um den San-Martin-Fransenlaubfrosch zu erleben.

Der Allwetterzoo Münster ist neben dem Grünen Zoo Wuppertal und dem Aquazoo in Düsseldorf nur einer von drei in der World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) organisierten Zoos weltweit, in dem die seltenen und vom Aussterben bedrohten San-Martin-Fransenlaubfrösche (Ecnomiohyla valancifer) gehalten und erfolgreich gezüchtet werden. „Allerdings gibt es, koordiniert von Citizen Conservation, einem Netzwerk von Zusammenschluss zoologischer Einrichtungen und privater Tierhalter, weitere erfolgreiche Nachzuchten in Deutschland“, ergänzt Langner.

Foto: Allwetterzoo Münster / Christian Langner