Nach der Geburt ist der Vater gefordert
Nachwuchs bei den Goldkopflöwenäffchen im Allwetterzoo Münster
- 24.10.2025
Es ist die erste erfolgreiche Nachzucht des aktuellen Paares im Allwetterzoo Münster. Die Rede ist von den Goldkopflöwenäffchen, einer stark gefährdeten Krallenaffenart aus dem Amazonas.
Die zwei Goldkopflöwenäffchen leben gemeinsam mit den Faultieren und Süßwasserfischen im großen Panorama-Bereich des Aquariums im ArtenschutzCampus des Allwetterzoo Münster. „Die aktuellen Paarsituation besteht schon seit dem September 2022“, erzählt Manuela Hofmann. Sie ist als stellvertretenden Bereichsleiterin im Artenschutzcampus tätig und damit auch für die Löwenkopfäffchen zuständig. „Ella, so der Name des 12 Jahre alten Weibchens, wurde damals mit dem deutlich jüngeren Claus, 4 Jahre, zusammengebracht. Und auch wenn sie mehrere Lebensjahre trennen, sie haben sich auf Anhieb gut verstanden.“
Erste Nachzucht dieser Art im Allwetterzoo
Am 8. Oktober 2025 haben sie dann ihren ersten gemeinsam Nachwuchs bekommen. „Das Tier ist augenscheinlich gesund und fit. Zudem umsorgen die Eltern den Kleinen gut und haben sofort eine Bindung aufgebaut. Deswegen sehen wir aktuell auch davon ab es von den Tierätzen untersuchen zu lassen“, erklärt die Bereichsleiterin Kristina Theobald, weshalb das Geschlecht des Nachwuchses noch nicht bekannt ist.
Wie bei allen Krallenaffen liegt die Betreuung der unselbständigen Jungen in den Händen des Vaters und eventuell älterer Geschwister. „Die Mutter darf sich ganz entspannt der Nahrungssuche und der Milchproduktion widmen – sie übernimmt die Jungen nur zum Säugen“, berichten die Tierpflegerinnen.
Kleine Allesfresser
Löwenäffchen verhalten sich territorial und markieren ihr Revier mit Urin und Drüsensekreten. „Sie haben längere Hände und Finger als andere Krallenaffen, die es ihnen erlauben, tierische Beute leichter aus Ritzen und Bromelientrichtern herauszuklauben. Zudem haben sie große Schneidezähne, die sie ebenfalls gekonnt einsetzen können“, beschreibt Theobald die Art. „Diese Tiere sind Allesfresser, sie ernähren sich sowohl von Insekten, Spinnen und kleinen Wirbeltieren als auch von pflanzlichem Material, vorwiegend Früchten.“
Artenschutzprogramme schon seit den 1980er Jahren
Für das in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdete Goldkopflöwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas) betreiben Zoos wie der Allwetterzoo ein gut funktionierendes Erhaltungszuchtprogramm. „Dieses geht zurück auf illegal gehandelte, von den Behörden konfiszierte Tiere. Aus diesem Programm werden keine Tiere ausgewildert, sondern es dient als Reservepopulation für den Fall, dass die Situation im Freiland wieder kritisch wird“, sagt der Münsteraner Artenschutzkurator, Dr. Philipp Wagner. Kein unwahrscheinlicher Fall, wie unter anderem die Zahlen der Weltnaturschutzorganisation IUCN zeigen.
Stark gefährdet trotz intensiver Bemühungen
Dabei sah es anfänglich recht vielversprechend aus. In den 1980er-Jahren wurde ein intensives Zucht- und Wiederaussiedlungsprogramm gestartet, bei dem auch zahlreiche zoologische Einrichtungen beteiligt gewesen waren. Das dazu führte anfänglich dazu, dass sich die Bestände wieder deutlich erholten. Schutzgebiete wurden errichtet und mit Bildungsinitiativen wurde auf die Bedrohungen aufmerksam gemacht. Aber die Zahlen gehen aktuell wieder zurück.
„Die Situation der Goldkopflöwenäffchen ist besorgniserregend. Die Experten beobachten eine abnehmende Populationstendenz, was bedeutet, dass die Anzahl dieser Tiere kontinuierlich sinkt – es gibt also von Mal zu Mal weniger Affen“, so Wagner. Es wird davon ausgegangen, dass die reife Individuenzahl, also die Anzahl der erwachsenen Tiere, die sich fortpflanzen können, weltweit unter 10.000 liegt. „Das inkludiert Tiere, die in der Wildnis leben (das nennt man in-situ-Schutz), und auch für die, die in Zoos sind (ex-situ-Schutz).“ Hinzu kommt, dass diese Affen nicht in einer großen Gruppe leben, sondern in vielen kleinen, voneinander getrennten Untergruppen.
Situation weiter verschlechtert
Die IUCN listet die Art auf ihrer Roten Liste (IUCN Red List) als stark gefährdet (endangered), da ihr Verbreitungsgebiet, der sogenannten Kakao-Küste von Brasilien, in den vergangenen Jahrzehnten stark geschrumpft ist und zudem fragmentiert wurde. Wie alle Löwenäffchen leben Goldkopflöwenäffchen ausschließlich im südostbrasilianischen Regenwald, der besonders stark durch Waldrodung und Zersiedlung betroffen ist. Mehr als 90 % des Lebensraumes dieser Tiere sind verschwunden, sodass sie heute nur mehr in einem kleinen Gebiet im südlichen Küstenstreifen des Bundesstaates Bahia vorkommen. Neben der Zerstörung ihres Lebensraums war und ist auch die illegale Jagd, um sie zu Haustieren zu machen, für die Art bedrohend. Das zusammengenommen zeigt, dass die Situation der Goldkopflöwenäffchen sich kontinuierlich verschlechtert.