Zoo-Welterstnachzucht: Seltene Gecko-Art im Allwetterzoo erfolgreich geschlüpft
- 15.07.2025
[Münster, 15.07.2025] Der Allwetterzoo Münster kann einen besonderen Artenschutzerfolg vermelden: Zum ersten Mal weltweit sind drei Jungtiere der Gecko-Art Bavayia exsuccida in einem Zoo geschlüpft. Die Nachzucht gelang hinter den Kulissen des Artenschutz Campus – und stellt eine bedeutende Premiere in der Zoowelt dar.
„Wir gehen davon aus, dass wir derzeit der einzige Zoo weltweit sind, der diese Art überhaupt hält“, erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung und Artenschutz. „Dass nun die ersten Nachzuchten gelungen sind, ist ein wichtiger Schritt für den Erhalt dieser stark bedrohten Art.“
Schlüsselrolle eines engagierten Privathalters
Ermöglicht wurde dieser Erfolg durch eine enge Zusammenarbeit mit dem engagierten Privathalter Sebastian Frank, der Bavayia exsuccida bereits seit Jahren erfolgreich züchtet. Der Allwetterzoo erhielt die Elterntiere direkt von ihm.
„Ohne die Unterstützung von Herrn Frank wäre diese Nachzucht nicht denkbar gewesen“, betont Wagner. „Er steht exemplarisch für die hochspezialisierten Privathalter, mit denen wir seit über 20 Jahren eng zusammenarbeiten – vor allem bei Schildkröten und Reptilien.“ Diese Partnerschaften sind für Zoos von großer Bedeutung, da die Haltung und Zucht seltener Arten oft spezielles Fachwissen und langjährige Erfahrung erfordern.
Über Bavayia exsuccida: Eine Gecko-Art ohne deutschen Namen
Die Gecko-Art Bavayia exsuccida stammt aus Neukaledonien im südwestlichen Pazifik. Sie ist bislang kaum bekannt, trägt keinen deutschen Trivialnamen und wurde wissenschaftlich erst im Jahr 1998 beschrieben. Umso bedeutsamer ist ihre erfolgreiche Nachzucht in menschlicher Obhut.
„Für mich hat diese Art auch eine persönliche Bedeutung“, so Wagner. „Sie wurde von einem meiner Doktorväter beschrieben – umso mehr freut es mich, dass wir nun zur Erhaltung dieser Spezies beitragen können.“
Bedrohter Lebensraum auf weniger als zehn Quadratkilometern
Die natürlichen Lebensbedingungen von Bavayia exsuccida sind dramatisch eingeschränkt. Die Art kommt nur in einem weniger als 10 km² großen Gebiet in Neukaledonien vor – ohne offiziellen Schutzstatus. Der verbliebene Lebensraum wird durch zahlreiche Faktoren bedroht: Waldbrände, invasive Tierarten wie verwilderte Hauskatzen, Ameisen und Hirsche sowie zunehmende Zerstörung durch menschliche Einflüsse.
Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft die Art daher als „kritisch von der Ausrottung bedroht“ ein. Eine Rückkehr in die Natur wäre aktuell nicht sinnvoll, da die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wiederansiedlung fehlen.
Ex-situ Artenschutz: Reservepopulationen als Lebensversicherung
Der Aufbau sogenannter ex-situ Populationen – also die Erhaltung von Arten außerhalb ihres natürlichen Lebensraums – wird in der internationalen Artenschutzarbeit immer wichtiger. „Die Zucht im Zoo kann in solchen Fällen helfen, eine Art langfristig zu sichern und bei geeigneten Bedingungen zur Wiederansiedlung beitragen“, erklärt Wagner.
Dabei sei Auswilderung nicht das einzige Ziel: „Die IUCN hat klare Richtlinien und mehrere Zielsetzungen für Erhaltungszuchtprogramme formuliert. Oft geht es auch darum, genetische Vielfalt zu erhalten und das vollständige Aussterben einer Art zu verhindern.“
Teamarbeit im Artenschutz Campus
Der Erfolg der Gecko-Nachzucht ist auch ein Verdienst des Teams im Artenschutz Campus des Allwetterzoos. Mit fachlicher Expertise, großem Engagement und einem Netzwerk aus Wissenschaft und Privathaltung gelingen hier regelmäßig wichtige Beiträge zum globalen Artenschutz.
„Ich bin stolz auf mein Team, das diese Zoo-Welterstnachzucht möglich gemacht hat“, so Wagner abschließend. „Solche Erfolge zeigen, wie viel erreicht werden kann, wenn Zoo, Wissenschaft und engagierte Einzelpersonen Hand in Hand arbeiten.“