Gefährlicher Erreger
Allwetterzoo Münster schützt heimische Amphibienart vor ihrer Ausrottung

- 05.03.2025
[Münster, 05.03.2025] Hinter den Kulissen im Allwetterzoo entsteht aktuell ein neues Artenschutzzentrum. Es wird für eine heimische Tierart gebaut, an deren Erhalt sich der Zoo künftig beteiligen will: den Feuersalamander. Die wahrscheinlich bekannteste schwarz-gelbe heimische Amphibienart hat ein ernsthaftes Problem. In Deutschland wird sie durch den Hautpilz Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans) bedroht. Der Erreger wirkt auf die Tiere in der Regel tödlich und löst regelrecht Massensterben aus. Die Gefahr, dass der Hautpilz auch in das Münsterland überschwappt, ist real. Um für dieses Szenario gerüstet zu sein, hat sich der Allwetterzoo gemeinsam mit regionalen Partnern für den Aufbau einer lokalen Reservepopulation entschieden.
NABU rettet 60 Feuersalamander-Larven aus Pfütze
Der Startpunkt dafür sind rund 60 Larven, die die NABU-Naturschutzstation Münsterland aus Pfützen im Naturschutzgebiet Wolbecker Tiergarten gerettet hat. Wären sie nicht entdeckt worden, hätten sie dort sehr wahrscheinlich nicht überlebt. Im Allwetterzoo haben sich die Larven nun zu fertigen Feuersalamandern entwickelt.
Dabei wird es aber nicht bleiben. „Denn um in der Haltung die regionale genetische Vielfalt abbilden zu können, ist es wichtig und nötig, dass wir Tiere aus unterschiedlichen gesunden Populationen haben“, sagt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Artenschutz & Forschung am Allwetterzoo. „Das bedeutet in der Konsequenz, dass wir zusätzlich zu den Larven, die wir nun haben, geschlechtsreife Tiere aus der Natur in Münster und dem Kreis Coesfeld entnehmen werden. Dabei werden wir von lokalen Partnern, Behörden und dem Naturschutzzentrum Coesfeld unterstützt.“
Genehmigt hat die Entnahme die Naturschutzbehörde der Stadt Münster. „Wir sehen das Projekt durchweg positiv, denn so haben wir für den schlimmsten Fall die Möglichkeit weiter im Sinne der Art handeln zu können“, sagt Matthias Genius von der Stadt Münster.
Der NABU Münsterland beschäftigt sich schon seit langer Zeit intensiv mit dem Feuersalamander im Münsterland. „Es bleibt zwar zu hoffen, dass der Hautpilz das Münsterland nie erreicht, aber wir können das natürlich nicht ausschließen“, sagt Norbert Menke von der NABU–Naturschutzstation Münsterland. „Daher ist es natürlich absolut sinnvoll eine Reservepopulation aufzubauen.“
Unterstützt wird das Projekt auch von den Abfallwirtschaftsbetrieben Münster, die sich gemeinsam mit dem Allwetterzoo, für Bildung im Bereich Nachhaltigkeit engagieren. „Artenschutz setzen wir dabei ganz praktisch an unserem Standort Coerde um. Auf unseren rekultivierten Deponien haben wir zum Beispiel ungestörte Rückzugsräume für die Tier- und Pflanzenwelt geschaffen“, sagt Christian Wedding, kaufmännischer Betriebsleiter der awm.
Feuersalamander in NRW besonders betroffen
Bislang steht der Feuersalamander auf der deutschen Roten Liste erst auf der „Vorwarnliste“. Im Münsterland kommt er allerdings nur noch in kleinräumigen und isolierten Populationen vor und es ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Tiere in den nächsten Jahrzehnten durch den Hauptpilz stark dezimiert wird.
In den Niederlanden hat der Hautpilz den Feuersalamander schon fast ausgerottet, dort ist er nur noch vereinzelt zu finden. Das in Deutschland am stärksten betroffene Bundesland ist Nordrhein–Westfalen. Hier kam es zum Beispiel zu Massensterben im Bergischen Land und im Ruhrgebiet. Nachgewiesen ist der Pilz aber in weiten Teilen des Bundeslandes. Darüber hinaus gibt es bereits Nachweise aus Rheinland–Pfalz, Hessen und Bayern.
Allwetterzoo sucht erfahrene Privathalter für Feuersalamander
Auch überregional engagiert sich der Allwetterzoo für den Feuersalamander. Zum Beispiel ist der Allwetterzoo einer der Initiatoren und Gründungsmitglied des Feuersalamander.Net, einem Zusammenschluss von Organisationen, die sich dem Schutz der Art verschrieben haben. Beteiligt sind neben den Zoos die Naturschutzverbände, Universitäten, Behörden und vor allem Privathalter.
Organisiert wird das Netzwerk von Citizen Conservation, einer Artenschutzorganisation die Erhaltungszuchten zusammen mit Zoos und Privathaltern aufbaut. „Und auch bei den Feuersalamandern aus dem Tiergarten können sich erfahrene Privathalter beteiligen, denn wir wollen die Tiere etwas streuen, um praktisch eine Reserve für die Reservepopulation zu haben“, erklärt Philipp Wagner. Die Tiere bleiben dabei im Besitz des Zoos, werden bei Privatpersonen eingestellt aber vom Zoo wie ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm koordiniert. „Auch zwischen den Privathalten und dem Zoo soll eine enge Gemeinschaft und Kooperation entstehen.“ führt Wagner aus.
Und auch mit den Universitäten Münster und Bielefeld, dem Naturkundemuseum in Berlin und der Freien Universität Berlin gibt es eine Kooperation für den Feuersalamander. „Eigentlich sind wir ein loses Konsortium von Wissenschaftlern. Der gemeinsame Nenner zwischen uns ist, dass wir alle für den Feuersalamander brennen und mehr über die Art und die Haltung erfahren wollen“, erklärt Wagner. An der Universität Bielefeld liefen auch erste Studien, zum Beispiel um die Haltungsbedingungen zu optimieren.