Sieht man sich die Jahres-Statistik des Futterverbrauchs an, steht an erster Stelle Heu. Rund 360.000 kg werden pro Jahr benötigt. Dazu kommt im Sommer noch Gras von eigenen und gepachteten Wiesen. Es wird in der Frühe gemäht und direkt in die Reviere gebracht. Elefanten und Nashörner, die Huftiere im Afrikapanorama, Giraffen, Pferde, Esel und Kamele fressen das meiste Heu und Gras. Überhaupt nicht bemessen können wir hingegen die großen Mengen an Laub und Holz, die wir verbrauchen.
Laub, auf das vor allem die Guerezas angewiesen sind, ernten wir zum großen Teil im Zoo. Am Weg zum Betriebshof oder „hinter Afrika“ haben wir Weiden angepflanzt, um deren Blätter verfüttern zu können. Holz, also Äste von Sträuchern oder Bäumen, brauchen wir überwiegend für die Elefanten. Doch auch Giraffen oder Kängurus bekommen belaubte Äste und fressen außer den Blättern auch die Rinde.
Zusätzlich werden noch 48.000 kg Futterrüben und Kartoffeln im Jahr verbraucht. Gemüse fressen viele Tiere im Zoo, selbst Fische wie Pacus oder Buntbarsche. Eine Gurken-Scheibe oder ein Salatblatt wird zwischen zwei starke Magnete gesteckt, damit es im Wasser nicht fortschwimmt und besser gefressen werden kann. Auch kaum bekanntes Gemüse steht auf dem Programm.
Doch Sorten wie Pastinaken oder Topinambur werden nur in geringen Mengen verfüttert, wenn sie uns günstig angeboten oder gar geschenkt werden. Pastinaken sind die Wurzelstöcke eines Doldenblütlers. Sie ähneln Petersilienwurzeln und sind für Schimpansen und andere Affen eine Delikatesse. Als Topinambur, auch Erdbirne oder Ross-Erdapfel, bezeichnet man die Wurzeln einer mit der Sonnenblume verwandten Pflanze.
Natürlich steht auch Obst auf dem Speiseplan vieler Zoobewohner. Es wird in großen Mengen - rund 110.000 kg jährlich – in allen gängigen und wenig bekannten Sorten verfüttert. Granatäpfel, Papaya oder Cherimoya gibt’s hin und wieder als Geschenk oder äußerst günstig aus dem Großhandel, ebenso Pitahaya, Maracuja, Physalis oder Tamarillo.
Meist handelt es sich dabei um überreife Früchte, die von Gourmetköchen nicht akzeptiert werden. Im Winter können Frostschäden ein Grund für die Unverkäuflichkeit von Früchten sein. Im Sommer kommt es immer wieder vor, dass ganze Paletten Erdbeeren im Zoo landen, weil ein Teil der Früchte überreif ist. Den Zootieren ist es egal, sie freuen sich über ein abwechslungsreiches Speiseangebot.
Auch wenn wir große Mengen an Bananen verfüttern, fressen noch längst nicht alle Affen Bananen. Die Gorillas, die reine Vegetarier sind, leben ausschließlich von Gemüse wie Porree, Kohl oder Zwiebeln. Obst und vor allem Bananen gehören nicht zu ihrem täglichen Nahrungsspektrum, dienen aber manchmal als „Belohnung“. Die Guerezas als Blätterfresser bekämen von Bananen sogar Verdauungsprobleme. Außer Weidenblättern und anderem Laub, das wir für die Wintermonate sogar einfrieren, mögen Guerezas Salat, Lauch, Wirsing und andere Kohlsorten. Ein besonderer Leckerbissen für Affen, die Obst fressen dürfen, sind Johannisbrotschoten. Als preiswerter Bruch werden die getrockneten Früchte des Johannisbrot- oder Karobbaumes aber auch an Antilopen verfüttert.
Neben frischen Lebensmitteln verbrauchen wir viele trockene Futtermischungen. Wir kaufen sie paletten- oder säckeweise ein und lagern sie im ersten Stock unseres Futterhofs. Dort stapeln sich Säcke mit Bruchmais, Walzhafer oder Sonnenblumenkernen, mit speziellen Körner-Mischungen für Limikolen oder Papageien sowie mit verschiedenen Presslingen, sogenannten Pellets. Für die Giraffen kaufen wir Luzernegrünpellets, für das Wassergeflügel schwimmfähige Pellets und für die Pferde Huf-Vital-Pellets. Auch Brot, Brötchen und Zwieback zählen zu den Futtermitteln. Von einigen Bäckereien in Münster bekommen wir regelmäßig die nicht verkauften Backwaren zum günstigen Preis. Brot und Brötchen werden stets getrocknet, bevor sie an Elefanten oder Nashörner verfüttert werden.
Zu den ausgefalleneren Futtersorten zählen Himbeerblätter. Rund 400 kg pro Jahr kaufen wir bei einem Gewürzhändler in Süddeutschland, der sich auf Ernte, Trocknung und Versand der Blätter spezialisiert hat. Im Zoo freuen sich Giraffen, Kängurus oder Antilopen darüber. Auch Brombeerblätter werden verfüttert, jedoch in frischer Form und von eigener „Plantage“. Im zooeigenen Wäldchen wuchern die dornigen Ranken und liefern das ganze Jahr über die Nahrung für unsere Stabheuschrecken. Sogar Ingwer-Knollen, die wir als Zutat asiatischer Gerichte kennen, haben bei uns Liebhaber, etwa die Mandrills. Gerade diese Affen mögen es würzig und verschmähen auch Kräuter der Mittelmeerküche wie Rosmarin, Thymian oder Salbei nicht.
Für Mandrills und Kapuzineraffen lassen die Tierpfleger auch Weizen oder Sonnenblumenkerne keimen und verfüttern die gesunden Sprossen. Selbst Pflaumenmus, Himbeersirup oder Fencheltee werden im Zoo gebraucht. Im Pflaumenmus verstecken die Tierpfleger Medikamente für die Affen, beispielsweise zermörserte Antibabypillen oder Antibiotika. Das Pulver mitsamt dem leckeren Mus geben sie dann per Löffel dem jeweiligen „Patienten“. Auch Himbeer- oder noch besser Holundersirup dient der verdeckten Medikamentengabe. Zudem kochen die Pfleger in großen Mengen Kräutertee für die Affen. Hier ist Abwechslung gefragt: mal gibt es Kamille oder Hagebutte, mal Pfefferminze oder Fenchel. Auch Honig wird verbraucht: Auf Brötchen gestrichen, verwöhnen die Pfleger damit hin und wieder die Bären.
Aus menschlicher Nahrung besteht auch das „Frühstück“ der Gebirgsloris: Bevor die Papageien sich von Zoobesuchern mit Nektar locken lassen, stärken sie sich mit Baby-Brei. Einen eher speziellen Brei bekommen die Krallenaffen. Er wird täglich frisch aus einer Spezialmischung namens „Neuweltglutenfrei“ gerührt und enthält u.a. Soja, Reis, Vitamine und Kalzium. Sogar Käse wird eingekauft. Ihn mögen die Schimpansen gern, doch auch den Keas kann man mit Käse eine Freude machen. Die neuseeländischen Papageien fressen aber auch gern Margarine, Zwieback oder gekochte Eier.
Zu den „Exoten“ unter den Futtermitteln zählt Gummiarabikum. Unsere Zwergseidenäffchen mögen diesen milchigen Saft von Akazienbäumen, der verschiedene Salze enthält, ausgesprochen gern. In ihrer Heimat lecken sie deshalb Baumrinden ab. Zu uns gelangt das Gummiarabikum in getrockneter Form. Aufgelöst in warmem Wasser entsteht eine zähflüssige Masse, die die Tierpfleger beispielsweise in Bambusrohre mit winzigen Löchern füllen. Der Saft tritt tröpfchenweise aus und die Affen lecken ihn ab. Die Pfleger fertigen daraus aber auch „Lutscher“ mit Stiel oder mischen die Masse unter den täglichen Brei für die kleinen Affen.
Über die Vielfalt des Futters informieren wir Sie in zwei Kapiteln:
Teil 1: Fleisch und Fisch
Teil 2: Heu, Gemüse, Obst und Spezialitäten