Schutzgebiete als Refugien für Amphibien und Reptilien

Co-Autor arbeitet im Allwetterzoo

Der australische Mitchells Waran, die derzeit am stärksten bedrohte Waranart. Hier können Schutzgebiete nicht effektiv sein, da er von einer invasiven Kröte bedroht ist. Photo: Herbert Becker.

Die Studie „Global Protected Areas as refuges for amphibians and reptiles under climate change“ zeigt, dass über 91 Prozent der untersuchten Amphibien- und „Reptilien“-arten auch in Schutzgebieten vorkommen. Damit ist ein potenzieller Schutz gewährleistet. Zudem weisen Prognosen drauf hin, dass dieser Anteil auch bei den zukünftigen Veränderungen durch den menschgemachten Klimawandel gleichbleiben wird. Es zeigt sich ferner, dass der Verlust von Verbreitungsgebieten der Arten innerhalb von Schutzgebieten geringer sein sollte als außerhalb.

Die Verfasser der Studie gehen aufgrund der ihnen vorliegen Datenlage davon aus, dass der Anteil, der durch Schutzgebiete effektiv geschützten Arten voraussichtlich steigen wird. Eine erstmal positive Feststellung „Das steht aber natürlich erst einmal nur auf dem Papier“, sagt Dr. Philipp Wagner, Kurator am Allwetterzoo und einer der Co-Autoren der Studie. „Wenn man sich Schutzgebiete genauer anschaut, dann erkennt man oft, dass viele nicht effektiv genug schützen. Nicht nur in Deutschland, auch in Kambodscha, wo wir uns als Allwetterzoo stark engagieren. Nur weil ein Gebiet als Nationalpark ausgewiesen ist, bedeutet es nicht, dass dort nicht illegal abgeholzt oder illegal gejagt wird. Ein gutes Beispiel dafür sind die durch den illegalen Handel bedrohten Schildkröten, die auch in Schutzgebieten gesammelt werden, um sie auf Märkten zu verkaufen.“ Darüber hinaus können Schutzgebiete nicht vor allen Bedrohungen Schutz bieten. Ein Beispiel dafür ist die am stärksten bedrohte Waran-Art, der Mitchells Waran, der auch bald im Allwetterzoo zu sehen sein wird. Bedroht ist der Waran durch die giftige und invasive Aga-Kröte, die allerdings auch vor Schutzgebieten nicht Halt macht.

Der heimische Feuersalamander ist durch eine Pilzerkrankung (Bsal) bedroht und auch hier sind Schutzgebiete nicht effektiv. Photo: Philipp Wagner.

Der Himmelblaue Zwergtaggecko kommt fast ausschließlich in Schutzgebieten vor. Trotzdem wird er als kritisch vom Aussterben bedroht eingestuft. Photo: Allwetterzoo Münster

Studie unterstreicht die Bedeutung von Schutzgebieten

Die Studie zeigt aber deutliche Schwächen in Bezug auf den Artenschutz auf. So kommen rund 8 Prozent der untersuchten Arten in keinem Schutzgebiet vor. Auch gibt es große räumliche Erhaltungslücken zwischen den Schutzgebieten, die nicht geschlossen werden – die sogenannte Zersiedelung. Diese liegen hauptsächlich in tropischen und subtropischen feuchten Laubwäldern und Ländern, in denen das Einkommen der Bevölkerung gering ist. „Und gerade hier ist nicht nur die Artenvielfalt am höchsten, sondern es besteht auch der stärkste Druck auf die Schutzgebiete“, führt Wagner weiter aus. „Um so wichtiger ist es, dass sich auch Zoos mit eigenen Artenschutzzentren und -projekten in diesen Lebensräumen engagieren und mit dazu beitragen die dortigen Arten zu schützen. Das beginnt hier bei uns im Allwetterzoo Münster, in dem wir bedrohte Arten halten und züchten, und endet bei Artenschutzzentren wie unserem Angkor Centre for Biodiversity in Kambodscha.“

Alarmierend ist vor allem eine Prognose der Studie: Es zeigt sich, dass mehr als 300 Amphibien- und über 500 „Reptilien“-arten durch den stärker werdenden anthropogenen Klimawandel ausgerottet werden könnten. „Das müssen wir uns als Zoos natürlich genau anschauen und dann entsprechend reagieren. Gewiss ist allerdings, dass das die richtig komplizierten Artenschutzprojekte für alle Beteiligten werden. Denn wir müssen solche Arten nicht nur halten und züchten können, sondern es stellt sich dann vor allem die Frage nach dem richtigen Ort der Auswilderung. Denn dort wo es später klimatisch für die Arten passt, kommen sie heute gar nicht vor und es muss gut überlegt werden, ob die Tiere sich in das dann neue und intakte Ökosystem integrieren – oder wohlmöglich Schaden anrichten“, erklärt Wagner.

Insgesamt unterstreicht die Studie aber die Bedeutung von Schutzgebieten auch mit Hinblick auf den Klimawandel. Die Autoren schlagen aber vor, dass Schutzgebiete weiter optimiert und besser gemanagt werden müssen, um die Artenvielfalt effektiver zu schützen.

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