Bleiche Tatsachen bei den Korallen

Bedrohte Blumentiere

Pflanze – Stein – Tier? Nein, hier handelt es sich nicht um eine neue Variation von „Schere, Stein, Papier“. Vielmehr geht es um Tiere, die aber fälschlicherweise noch immer von einigen für Steine oder Pflanzen gehalten werden. Das mag auch daran liegen, dass sie Blumentiere genannt werden. Es geht um Korallen und die von ihnen geschaffenen Lebensräume, den die Korallenriffe.

Die größte Gefahr: Erwärmung der Ozeane

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Erde fast die Hälfte der Korallenriffe weltweit verloren. Experten befürchten, dass bis 2050 voraussichtlich mehr als 90 Prozent aller Riffe verloren sind – wenn nicht gehandelt wird.

Für alle Korallen ist die Erwärmung der Ozeane durch den anthropogenen Klimawandel die mit Abstand größte Gefahr. So darf das Wasser nicht zu warm werden, ansonsten stockt die für sie lebenswichtige Symbiose mit Algen, den Zooxanthellen. Schon ein geringer Anstieg der Wassertemperatur im Sommer stört das Zusammenleben von Koralle und Alge massiv. Die Temperaturerhöhung löst Stress aus – die Polypen stoßen ihre für ihr eigenes Überleben auf Dauer unentbehrlichen Partner ab. Sie verlieren dann ihre wunderschöne Farbe und es kommt zur gefürchteten „Korallenbleiche“.

Nachzuchten in Aquarien

Wie unter anderem Green Coral vom ICRS berichtet, haben Korallenriffe aber nicht nur mit steigenden Wassertemperaturen zu kämpfen. Überdüngung, Bodenerosion, Pestizide und Gifte sowie mechanische Zerstörung durch Rohstoffabbau und Fischnetze reduzieren die Bestände. Zudem werden Korallenriffe durch das „CO2“-Problem in ihrer gesamten Existenz in Frage gestellt.  Denn je mehr CO2 ausgestoßen wird, desto mehr leiden die Ökosysteme: Das Wasser wird wärmer und sauerer, der Kalk von Muschelschalen und Korallen löst sich auf, Sauerstoff fehlt.

Hoffnung machen die vielen Engagements, die sich mit dem Thema Revitalisierung und Wiederaufbau von Riffen beschäftigen. Dabei geschieht das nicht nur in intakten Küstengewässern, auch Institutionen wie der Allwetterzoo Münster züchten diese besonderen Blumentiere schon seit vielen Jahren erfolgreich nach. Waren es in den Anfängen noch Wildfänge, die in die Becken gewandert waren, sind z.B. im Allwetterzoo seit vielen Jahren nur noch Nachzuchten in ihrer ganzen Farbenpracht in den Aquarien zu bewundern.

Fragmente der Hoffnung

Für eine erfolgreiche Nachzucht ist es vor allem wichtig zu wissen, was für eine Koralle da eigentlich vor einem ist. Leder- oder Weichkoralle, Horn- oder Steinkoralle, sie alle haben unterschiedliche Vorlieben. Dabei sind es neben der Wasserdichte, also dem Salzgehalt, vor allem die Faktoren Licht und Strömung, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden.

Korallen können sich auf geschlechtliche und ungeschlechtliche Weise fortpflanzen. In Aquarien geschieht das immer über den ungeschlechtlichen Weg. Dafür werden kleine Ableger oder auch Fragmente der Hoffnung, so formuliert es u.a. eine NGO, von intakten Korallen genommen, und mit Hilfe von Korallenkleber an einem geschützten Ort befestigt. Dort können sie dann wachsen und gedeihen, bevor in eine intakte Riffstruktur oder im Aquarium integriert werden. Damit bekommen sie dann einen festen Platz im Ökosystem zugewiesen. Etwas anders sieht es allerdings bei Seeanemonen aus.

Sonderfall Seeanemone

Seeanemonen besitzen kein Skelett und leben solitär, d. h., sie bilden keine Kolonien im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern der Blumentiere. Sie sind halbsessil; sie können sich durch langsames Kriechen auf ihrer Fußscheibe fortbewegen, mit der sie sich normalerweise auf hartem Untergrund festkrallen oder in Sand und Geröll eingraben. Ihr Körper ist muskulös.

Gemeinsam mit den Zooxanthellen

Die Korallenzucht ist, wenn die äußeren Parameter stimmen und gehalten werden, ein langwieriger, aber nicht allzu komplizierter Vorgang. So ist insbesondere das Thema Füttern kein Thema, da die meisten Tiere in einer Symbiose, einer biologischen Zweckgemeinschaft, mit Algen leben, den Zooxanthellen. Dabei handelt es sich um einzellige Lebensformen. Sie stehen in direkten Stoffwechsel der Polypen, die wiederum die Koralle bilden.

Die Polypen scheiden Wasser und Kohlendioxid aus. Damit betreiben die Algen dann Photosynthese. Im Austausch erhalten die Zooxanthellen vom Polypen lebenswichtige Nährstoffe. Auf einer Außenfläche von einem Quadratzentimeter siedeln sich zirka eine Million dieser Algenzellen an. Sie sind es auch, die den Korallen ihre Farbe geben und deren Form bestimmen.

EINE DEKADE FÜR DEN OZEAN

Mehr Informationen zum Thema Schutz der Meere sowie der dort lebenden Korallen gibt es auf der Seite der United Nations Decade of Ocean Science für Sustainable Development.

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