Eine wichtige Nachzucht zum Arterhalt

Das Weibchen vor der Eiablage im ACCB. Photo: ACCB

Die in Kambodscha vorkommende Unterart der Südlichen Flussschildkröte Batagur affinis edwardmolli wurde erst 2009 beschrieben und galt im Land schon als ausgestorben. Früher stand sie unter königlichem Schutz und nur die Königinmutter durfte ihre Eier sammeln. Selbst auf Reliefs der Tempelanlagen in Angkor ist sie überliefert und kam nicht nur im Mekong, sondern auch im größten Süßwassersee Südostasiens, dem Tonlé Sap vor. Heute ist sie das Nationale Reptil Kambodschas und eine Schildkröten-Art, die durch den Menschen kritisch von der Ausrottung bedroht ist.

Im Jahr 2000 wurde sie dann in dem Flusssystem des Sre Ambel wieder entdeckt, Eier aus den Gelegen

entnommen und in einem eigens dafür gegründeten Artenschutzzentrum bebrütet. Die aus dem Gelege geschlüpften Tiere wurden auf zwei Zentren aufgeteilt, eines davon ist das Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) des Allwetterzoos. Lange Jahre musste gewartet werden, bis die Tiere endlich geschlechtsreif wurden. Erst im vergangenen Jahr schlüpfte zum ersten Mal ein Tier in einer der beiden Zuchtpopulationen und jetzt legte das ACCB nach.

Insgesamt 91 Tage nach der Eiablage schlüpfte das erste Jungtier im ACCB. Und es ist ein sehr wertvolles, hat das Muttertier doch eine besondere Geschichte. Es wird davon ausgegangen, dass das Tier während des Krieges zwischen Vietnam und dem damaligen Demokratischen Kampuchea, der Roten Khmer unter Pol Pot, von einem vietnamesischen Soldaten gekauft und dann in Vietnam als Haustier gehalten wurde. Das mindestens 60 Jahre alte Muttertier wurde dann 2012 nach Kambodscha zurückgebracht – und in die Obhut des ACCB übergeben. Es ist also genetisch nicht mit den anderen Tieren der Erhaltungszucht verwandt und daher für die Zucht sehr wertvoll. „Das ist für uns natürlich ein riesiger Erfolg“, sagt Dr. Philipp Wagner, der für das ACCB verantwortliche Kurator am Allwetterzoo. „Nicht nur weil das Tier genetisch so wichtig ist, sondern auch, weil wir so wissen, dass unsere Haltung funktioniert.“

Schlüpfling der Südlichen Flussschildkröte Batagur affinis edwardmolli im ACCB. Photo: Christel Griffioen, ACCB

Die Bedrohungen für die Art sind vielfältig und alle auf den Menschen zurückzuführen. Entweder sehr direkt durch das Sammeln der Tiere und Eier zu Nahrungszwecken oder indirekt durch den Verlust der Lebensräume der mit Entwaldung, Sand-Abbau und Wasserverschmutzung einhergeht. „Diese Art stirbt also nicht aus, sondern wird aktiv von uns ausgerottet“, erklärt Wagner, „und sie gehört damit zu den am 25 am stärksten bedrohten Schildkröten der Welt. Was schon quasi ein „Kunststück“ ist, wenn man bedenkt, dass rund 60 % der Schildkröten-Arten durch uns Menschen bedroht sind.“ Der Allwetterzoo hat daher in seinen Artenschutzzentren einen Fokus auf Schildkröten gelegt und hält und züchtet zahlreiche der bedrohten asiatischen Arten.

Relief an einem Tempel des Angkor Komplex, das im unteren Teil Flussschildkröten zeigt. Photo Philipp Wagner, ACCB.