Anzahl der Auswilderungen deutlich gestiegen

Erst im November waren erneut 5 Wisente im Norden Aserbaidshans ausgewildert worden, darunter auch der im Zoo Berlin geborene Bulle Beppo. Foto: Tierpark Berlin

In den Jahren 2018 und 2019 wurden insgesamt 3.072 Individuen aus VdZ-Einrichtungen in die Wildnis verbracht. Die Tiere gehörten zu 46 verschiedenen Arten. Zuletzt hatte der Verband der Zoologischen Gärten 2016 einige hundert Auswilderungen pro Jahr registriert.

„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir als Verband unseren Einfluss auf den international vernetzten Artenschutz derart deutlich steigern konnten“, sagt Präsident Prof. Dr. Jörg Junhold, gleichzeitig Zoodirektor in Leipzig. „Man darf nicht vergessen, dass die Auswilderungen so etwas wie die Königsdisziplin im Artenschutz darstellen. Das sind in der Regel

hochkomplexe, langwierige und teure Prozesse. Umso mehr können wir als Zoogemeinschaft stolz darauf sein, dass wir Teil der Lösung auf das Problem des globalen Artensterbens sind.“

Das weiß auch das Team des Allwetterzoos in Münster. Konnten zuletzt regelmäßig Gänsegeier aus Münsteraner Nachzuchten ausgewildert werden, ist es vor allem das Team im Artenschutzzentrum in Kambodscha, das regelmäßig Tiere wieder auswildert. „Im ACCB nehmen wir nicht nur verletzte und beschlagnahmte Tiere auf, wir züchten auch teils hoch bedrohte Tiere wie zum Beispiel die Bengaltrappe – stets mit dem Ziel diese wieder auszuwildern“, erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung und Artenschutz im Allwetterzoo.

Eigenes Artenschutzzentrum

Die Bengaltrappe ist eine der am stärksten bedrohten Vogelarten der Welt. Ihre weltweite Population wird auf unter 1500 Individuen geschätzt, die vorwiegend auf dem indischen Subkontinent vorkommen. In Südostasien leben die letzten rund 500 Bengaltrappen in Kambodscha – und die Bestände sinken weiter.

Die Bengaltrappe steht in Südostasien kurz vor der Ausrottung. Es gibt zwar Schutzgebiete inklusive einer Überwachung der Bestände durch die Naturschutzorganisation „World Conservation Society (WCS)“, diese reichen aber nicht aus, um die Art nachhaltig zu retten. Auch in die Schutzgebiete selbst wird immer stärker eingegriffen. Daher hat das kambodschanische Umweltministerium (Ministry of Environment) 2019 beschlossen, dass das ACCB zusammen mit der „World Conservation Society“ Eier aus der Natur entnehmen soll, um einer Erhaltungszucht aufzubauen. Dabei arbeiten die beiden Partner Hand in Hand. Während WCS sich um den Schutz der Trappe im Lebensraum bemüht, ist es die Aufgabe des ACCB die Erhaltungszucht voranzutreiben. Dadurch soll die Population, wenn die Schutzbemühungen im Lebensraum wieder greifen, mittels kontrollierter Nachzucht wieder gestärkt werden. Ohne eine erfolgreiche Erhaltungszucht im ACCB wird die Art aller Voraussicht nach in Südostasien aussterben.

Über die Zoogrenzen hinaus

Neben der eigenen Arbeit in der Haltung und Vermehrung von Tierarten wirkt der Verband der Zoologischen auch in Kooperationen für den Erhalt der Biodiversität. Mit der Stiftung Artenschutz, mit der er auch eine Bürogemeinschaft bildet, arbeitet der VdZ eng beim sogenannten in-situ-Artenschutz zusammen, also dem Bemühen um die bedrohten Arten direkt in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten. „Wir haben zusammen gerade zehn neue Projekte für hochbedrohte Arten aufgelegt, unter anderem für das Java-Pustelschwein und den Attenborough-Langschnabeligel, sagt VdZ-Geschäftsführer Volker Homes. „Für uns bedeutet diese neue Form der Kooperation unter anderem, dass wir auch leben, was wir als Botschaft immer nach außen tragen – einen ganzheitlichen Ansatz beim Artenschutz, hier in Deutschland und global in der Wildnis, ein ‚One-Plan-Approach‘ wie es international heißt.

Hand in Hand beim Konsortium „Citizen Conservation“

Zusammen mit dem Verein Frogs & Friends und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde bildet der Verband der Zoologischen Gärten seit zwei Jahren das Konsortium „Citizen Conservation“. Zoos und private Wildtierhalter koordinieren und intensivieren hier ihre Bemühungen um bedrohte Amphibienarten. „Mittlerweile ist das Programm auf zehn Arten angewachsen“, sagt VdZ-Geschäftsführer Volker Homes. „Zusammen mit den kundigen Privatleuten bemühen wir uns unter anderem um den vom Aussterben bedrohten Lemur-Laubfrosch und den Vietnam-Krokodilmolch. Gemeinsam können wir einfach mehr für den Erhalt der Natur erreichen.“ Auch der Allwetterzoo arbeitet sehr eng mit Citizen Conservation zusammen. Zum einen hält der Allwetterzoo eine Gruppe Duméril Querzahnmolche, die über das Projekt gemanagt werden und dem Projekt gehören, zum anderen ist der Artenschutzkurator Philipp Wagner Mitglied im Beirat von Citizen Conservation und unterstützt das Projekt so auf strategischer und fachlicher Ebene.