Die südostasiatische Barttrappe
vor der Ausrottung schützen

Ein Bengaltrappen Küken. Foto: Pau Ferrando | ACCB

Eine neue Studie unter Mitwirkung von Mitarbeitenden des ACCB zeigt, dass der Tierhaltung eine entscheidende Rolle beim Überleben der Bengaltrappe zukommen wird. Und damit auch dem Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB), dem Artenschutzzentrum des Allwetterzoos. Denn nur hier wird die südostasiatische Barttrappe gehalten.

Die Barttrappe in Südostasien steht kurz vor der Ausrottung. Ihr Lebensraum sind regelmäßig vom Tonlé Sap See überflutete Grasländer. Diese werden aber immer stärker bebaut oder zu Reisfeldern umgearbeitet. Auch der Klimawandel und Staudammprojekte reduzieren die Fläche, die der Tonlé Sap regelmäßig überflutet, und tragen zur Bedrohung der Art bei.

Schon 2009 konnten nur noch unter 300 balzende Männchen gezählt werden. Aus diesem Grund wurde die Gesamtpopulation auf unter 600 Individuen geschätzt. Neuere Schätzungen gehen sogar nur noch von insgesamt rund 250 Tieren aus. Simulationen zeigen, dass die Art mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aussterben wird. Eine neue Studie, unter Beteiligung von Michael Meyerhoff und Pau Ferrando vom ACCB, zeigt, dass die Haltung der Bengaltrappe in zoologischen Einrichtungen eine entscheidende Rolle spielt, wenn die Art gerettet werden will. „Alle die sich näher mit der Art beschäftigen sind sich einig, dass die Art mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit aussterben wird, wenn nicht schnellstmöglich etwas unternommen wird, um das zu verhindern“, erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung & Artenschutz am Allwetterzoo und zuständig für das ACCB. „Und damit kommt der Tierhaltung nun praktisch als letzte Verteidigungslinie die entscheidende Rolle und Verantwortung zu, die Art zu erhalten. Denn auch das starke Engagement verschiedener Organisationen, die Art in der Natur zu sichern, scheinen nicht zu greifen.“

Eine hohe Verantwortung für den Erhalt dieser Vögel liegt beim Allwetterzoo und seinem Artenschutzzentrum. Das ACCB ist Partner im Bündnis zum Erhalt der Art und die derzeit einzige Einrichtung, die die Bengaltrappe hält. Die Tiere stammen aus Beschlagnahmungen, zusätzlich wurden aber auch mit der Unterstützung der zuständigen Ministerien Eier der Natur entnommen und ausgebrütet. „Weibliche Vögel legen bei einer frühen Entnahme der Eier noch ein zweites Gelege. Dadurch schwächen wir die natürlichen Populationen kaum, können aber gleichzeitig eine dringend notwendige Zuchtgruppe aufbauen“, führt Wagner aus. „Mit den Fördergeldern von Wildlife Reserves Singapore bauen wir gerade unser mit Abstand größtes Gehege im ACCB: eine erste Zuchtanlage speziell für die Barttrappen.“ Die Anlage besteht aus einer Freifläche, einigen Separees als Rückzugsmöglichkeit für brütende Vögel, einem Tierpflegerbereich sowie einer Anlage für kranke oder verletzte Tiere.

Tierhaltung etablieren

„An diesem Beispiel im ACCB zeigt sich sehr deutlich die Rolle, die den Zoos im Artenschutz zukommt“, sagt Wagner. „Zusammen mit Partnern entwickeln wir Aktionspläne um Arten zu retten. Scheitert unser Engagement die natürlichen Populationen zu sichern, müssen wir die Art in der Tierhaltung so etablieren, dass sie dort die nächsten Generationen überleben kann. Das ist die Verantwortung der Zoos, der wir uns zum Beispiel bei der Barttrappe nun stellen. Tierhaltung trägt also zum Überleben der Arten bei. Diese Rolle wird uns im derzeit größten Artensterben der Erdgeschichte wahrscheinlich leider immer häufiger zukommen.“

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Zeichnung der Zuchtanlage im ACCB. Foto: Pau Ferrando | ACCB

Hintergrund Bengaltrappe

Die Bengaltrappe kommt in zwei räumlich voneinander getrennten Unterarten auf dem Indischen Subkontinent und Südostasien vor. Beide Unterarten gehen dramatisch zurück. In Südostasien kommt die Bengaltrappe nur noch in Kambodscha um den Tonlé Sap See herum vor. In 2012 wurde sie auf maximal 550 Individuen, davon 216 balzende Männchen, geschätzt. Das ist ein Rückgang um 44 Prozent seit der letzten Schätzung in 2005. Wissenschaftler gingen in einer Studie aus dem Jahr 2014 davon aus, dass die Bengaltrappe innerhalb der nächsten zehn Jahre in Kambodscha aussterben wird.

Dies liegt vor allem am Lebensraumverlust. Die Bengaltrappe besiedelt zum Brüten Grasland, das regelmäßig vom Tonlé Sap überflutet wird. Außerhalb der Brutzeit zieht sie sich teilweise in Agrarland und gestörte Wälder zurück. Die Brutgebiete werden immer stärker bebaut oder zu Reisfeldern umgewandelt. Zudem sind Staudämme am Mekong geplant und teilweise schon gebaut, die das Flutregime des Tonlé Sap erheblich stören werden und die Hochwässer abgemildert werden. Auch der Klimawandel sorgt dafür, dass sich die Schneeschmelze ändert und der Mekong nicht mehr die großen Wassermassen in den Tonlé Sap drückt die für die Überflutungen sorgen.