Gelungener Abschluss der Kooperation von Berufskolleg und Allwetterzoo

Es sei als einzigartiges Projekt in Deutschland gestartet, „und mir ist kein Projekt oder Kooperation bewusst, die vergleichbar wäre“, sagt Ingo Gericke, Lehrer am Adolph-Kolping-Berufskolleg in Münster nach kurzer Bedenkzeit. Es geht um die Kooperation zwischen dem Berufskolleg und dem Allwetterzoo Münster, bei der angehende Maler*innen und Lackier*innen eigenständig ein Großprojekt planen und durchführen – und der Allwetterzoo ein kleines bisschen bunter wird.

Wie werden junge Menschen bestmöglich gefordert und gefördert, die ganz am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen und Orientierungshilfe benötigen?

Wie werden sie auf ein vielseitiges wie zukunftsweisendes Handwerk aufmerksam gemacht, das Nachwuchs sucht, um den Beruf des Malers und Lackierers in die nächste Generation zu bringen? „Diese Fragen stellte und stellt man sich noch immer vielerorts. Das ist auch der Grund, wie es zu dieser einzigartigen Kooperation zwischen der Maler- und Lackierer-Innung stellvertretend für die Betriebe, dem Adolph-Kolping-Berufskolleg und dem Allwetterzoo Münster gekommen ist“, erklärt Ingo Gericke. Er ist nicht nur Mitinitiator dieser ganz besonderen Kooperation, sondern begleitet diese auch seit der ersten Stunde.

Angesetzt für einen Zeitraum von fünf Jahren, wurde es 2018 den Auszubildenden erstmals ermöglicht, außerhalb der Betriebe und des Berufskollegs einen kompletten Auftrag für den Allwetterzoo im Rahmen der Ausbildung aktiv zu gestalten. „Los ging es mit der Gestaltung des Ganges zwischen Zooschule und Zooshop“, blickt Projektkoordinatorin Dr. Nicole Kirmse vom Allwetterzoo Münster zurück. Das Vorgehen hat sich dabei nicht verändert. „Das Objekt wird besichtigt, Untergründe werden geprüft und Maße genommen. Im Anschluss erarbeiteten die Schulklassen ein gemeinsames Gestaltungskonzept. Schlussendlich wird dieses dann uns als Kunden präsentiert“, ergänzt Kirmse das Vorgehen. „Es ist eine wirklich tolle Kooperation. Man sieht den Auszubildenden die Freude am Handwerk und den Stolz auf ihre Leistung deutlich an.“

Im Lehrplan für Maler*innen und sowie Lackierer*innen sind zwölf Lernfeder im Berufsschulunterricht vorgesehen. Darin enthalten sind auch Dinge, die sich auf das berufliche Handeln und somit auf Situationen aus dem Berufsalltag, deren Bewältigung, selbstständiges Planen, Durchführen und Beurteilen von Arbeitsaufgaben im Rahmen der individuellen Berufsstätigkeit fördern. Der Allwetterzoo Münster auf der anderen Seite, ist in den frühe 1970er Jahren nicht nur sprichwörtlich in einem Guss aus Beton geschaffen worden. „Der Lack ist also nicht ab, er ist vielmehr nie aufgetragen worden. Dank der vielen talentierten jungen Maler und Lackierer konnte das aber an vielen Stellen im Allwetterzoo mittlerweile geändert werden“, sagt Nicole Kirmse.

„Für die Auszubildenden ist es immer wieder eine außergewöhnliche Möglichkeit, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in der Praxis auszuprobieren, zu professionalisieren und etwas Bleibendes zu schaffen“, so Ingo Gericke. „So wird nicht nur der Zoo durch die tollen Ideen junger und motivierter Menschen verschönert, auch gibt es den Auszubildenden die Möglichkeit, Praxisluft zu schnuppern, sich im Team frei zu entfalten und in Eigenregie einen Auftrag bis zur Umsetzung abzuwickeln.“ Die Motivation der Auszubildenden zeige sich auch an späterer Stelle im Unterricht noch, so Gericke weiter. „Die Teilnehmer des Projektes glänzen oft mit guten Noten und Ehrgeiz. Diese positive Erfahrung haben wir bei allen bisher abgeschlossenen Projekten gemacht.“

Nach Dschungel, der Gestaltung einer Erlebniswelt Wattenmeer sowie der asiatischen Welt der Elefanten und zuletzt die Lebensräume von Sibirischen Tiger und Persischem Leopard hat das jüngste und vorerst letzte Projekt den einzigen Zoo-Hafen Deutschlands zum Thema. „Ein Hafen, das bedeutet immer auch Ankunft. Das Ende einer Reise, in diesem Fall über den Aasee mit der Solaaris. Entsprechend wollten wir das Thema Reisen und Wasser mit dem Allwetterzoo Münster verbinden“, beschreibt der Lehrer den Entwicklungsprozess des Wandgemäldes. „Die Herausforderung hier war, dass zum einen die Fläche sehr groß und dann auch noch durch einen Versorgungsweg zweigeteilt ist, als hätte jemand die Wand diagonal durchtrennt. Da gab es bei der Planung viel zu berücksichtigen.“

Die Kooperation von Kolleg und Allwetterzoo wird seit der ersten Stunde nicht nur von der Maler-Innung gefördert, sondern auch von dem Unternehmen Brillux. Der Münsteraner Spezialist für Farben und Lacke unterstützt die Kooperation unter anderem mit Material. „Uns bei Brillux ist es ein großes Anliegen, den Maler- und Stuckateurnachwuchs so gut es geht auf ihrem beruflichen Weg zu fördern“, sagt Robin Lange, Brillux Akademie. „Das Zooprojekt sehen wir als gute Gelegenheit, auch als Azubi Verantwortung übertragen zu bekommen und etwas Außergewöhnliches zu gestalten, das dann auch noch viele Besucher in nächster Zeit bestaunen können. So ein Projekt macht stolz.“

Projekte wie diese sind es, die auf den vielfältigen Beruf des Malers/der Malerin aufmerksam machen und Azubis, die sich für den Beruf bereits entschieden haben, motivieren, am Ball zu bleiben. Um dies auch bundesweit sowie in Österreich und der Schweiz anzuregen, rief das Familienunternehmen bereits vor Jahren die Nachwuchsinitiative „Deine Zukunft ist bunt“ ins Leben, mit der sie Malerbetriebe bei ihrer Nachwuchssuche unterstützt, Lehrern und Eltern einbezieht und insbesondere durch Imagebildung die junge Zielgruppe von einer Ausbildung in diesem Handwerk überzeugen möchte.

Eine der größten Herausforderungen beim diesjährigen Hafenprojekt ist die Kälte und der Regen. „Das Wetter macht leider nicht so richtig mit. Die Situation ist ein wenig vergleichbar mit dem Schreiben, wenn jemand kalte Finger hat. Auch Malen ist dann gar nicht so einfach, vom Regen mal ganz gesehen“, sagt Marcel Laser, einer von insgesamt 35 mitwirkenden Azubis. Aber das gehöre eben auch zum Arbeitsalltag, ergänzt Innungs-Obermeister Christian Hilbk. „Der Berufsalltag von Malern und Lackieren spielt sich nicht nur in klimatisch optimierten Innenräumen ab. Das macht aber den besonderen Reiz dieses Projektes aus.“

Zum großen Finale und Abnahme der Arbeit präsentieren die Auszubildenden ihre Arbeit geladenen Gästen sowie ihren Ausbildungsbetrieben und der Presse. Sie ernten wohlverdientes Lob und Anerkennung für das Geleistete und dürfen gemeinsam mit allen Mitwirkenden des Projektes stolz auf den im neuen Glanz erstrahlenden Zoo-Hafen sein. Nicole Kirmse nimmt stellvertretend für den Allwetterzoo Münster bei einem Rundgang mit dem gesamten Team das Objekt ab. Hoch zufrieden und begeistert von der Detailtreue und Präzision der angehenden Maler und Lackierer ist sie voll des Lobes. „Das ist ein wirklich sehr schöner Abschluss dieser gelungenen Kooperation. Eine schöne Zusammenarbeit von Allwetterzoo Münster und Adolph-Kolping Berufskolleg und allen beteiligten Firmen, allem voran des Unternehmens Brillux, das zum wiederholten Mal für das Projekt Farben, Pinsel und weiteres Zubehör gestellt hat.“ Und Innungs-Obermeister Christian Hilbk sagt: „Dieses Projekt mit großzügiger Unterstützung des Farbenherstellers Brillux zeigt einmal mehr, wie schön unser Handwerk ist.“

Am großen Finaltag standen zwar die jungen Maler*innen und Lacker*innen im Mittelpunkt, für das kulinarisch Highlight sorgten aber ihre Mitschüler aus den Ausbildungsberufen des Bäckerei-, Koch- und Konditorwesens. Denn sie haben ebenfalls ein Projekt durchgeführt. „Ihre Aufgabe war es das Catering dieses besonderen Tages zu planen und umzusetzen“, Stephanie Hugenroth, Lehrerin am Adolph-Kolping-Berufs-Kolleg.